Freitag, 8. April 2016

Dankbarkeit

Hast Du jemals einen dankbaren Menschen getroffen der unglücklich war? 
Dankbarkeit und unglücklich sein schließen sich gegenseitig aus. Niemand der richtig unglücklich ist wird dankbar für sein Leben sein und umgekehrt.

Ich bin seit den späten neunziger Jahren eigentlich die meiste Zeit unglücklich gewesen, und das hatte auch viele gute Gründe: Krankheit und große Probleme in der Familie, Depressionen, Herz-OP, noch schlimmere Depressionen, Bandscheibenvorfall mit schlimmsten Rückenschmerzen, chronische Krankheiten als Zugabe und zu guter letzt kam noch eine generalisierte Angststörung dazu.
Das sind gute Gründe um permanent unglücklich zu sein, oder?


Gottseidank verlaufen die psychischen Probleme bei mir eher wellenförmig, so daß ich manchmal auch Phasen hatte wo es mir einige Monate relativ gut ging. Ich dachte manchmal sogar: "So, jetzt hast du es geschafft, du bist drüber weg, du bist geheilt - ab jetzt geht es nur noch aufwärts!"
Umso schlimmer waren dann die Abstürze ins Bodenlose die auf solche Hochphasen folgten, die Enttäuschung und Verzweiflung wenn ich mal wieder völlig am Boden war.

Das ganze schien mir wie eine endlose Kette aus Hoffnung und Verzweiflung zu sein, eine Art Teufelskreis - etwas daß sich ständig wiederholt, etwas aus dem ich aber nichts lernen kann, daß mich nicht stärker macht - wie eine ewige Strafe Gottes. Machmal fragte ich mich ernsthaft ob dies vielleicht schon die Hölle ist in der ich lebe - ob mir das normale Leben, daß scheinbar in der Welt nebenbei um mich herum läuft, nur eine Art Trugbild ist um mir Hoffnung zu machen daß es einen Ausweg gibt, um mich dann umso tiefer in die psychischen Qualen und die Pein der Depression und Angst zu stürzen.

Wie kann ich für dieses Leben auch noch dankbar sein? Unmöglich!
Im Prinzip bin ich durch meine psychische Erkrankung regelrecht darauf geschult immer nur auf das Negative zu sehen: Auf die nicht enden wollenden Kriege, den Hunger und das Elend in der Welt, die Unfähigkeit oder den mangelnden Willen der Politiker an diesen Zuständen etwas zu ändern.

Ich bin ebenso darauf geschult all das Negative in meinem eigenen Leben zu betrachten, die Unfähigkeit mein Denken und Verhalten zu ändern, meine Krankheiten die ja scheinbar nicht besser werden, meine Sünden gegen Gott und die Menschen, meine mangelnde Liebe für meine Familie und meinen Nächsten. Immer sehe ich nur den Mangel, das große Minus in meinem Leben - ich wünsche mir eine Veränderung in all diesen Gebieten, bin aber völlig kraftlos und nahezu ohnmächtig etwas anzupacken! Ich fühle mich hilflos, ausgeliefert, hoffnunglos und verzweifelt.

Und dennoch gibt es auch Gründe genug um dankbar zu sein!
Vor ein paar Tagen las ich bei einem Facebook-Freund folgenden Text von einem gewissen Dieter Ro.:
"DANKBARSEIN !
Wenn du Nahrung im Kühlschrank,Kleidung auf dem Leib,ein Dach über dem Kopf und einen Schlafplatz hast....
Bist du reicher als 75% dieser Welt.
Wenn du Geld auf der Bank,in deiner Brieftasche oder auch nur irgendwo herumliegen hast....
Gehörst du zu den Top 8% der Reichen dieser Welt.
Wenn du morgen gesund aufgewacht bist.....
....geht es dir besser als der einen Million,die diese Woche nicht überleben werden.
Wenn du nie die Gefahr eines Krieges um dich herum erlebt hast,die Einsamkeit einer Gefangenschaft,den Schmerz von Folterung,oder das Elend von Hunger.....
....geht es dir besser als 500 Millionen anderer Menschen in der Welt.
Wenn du an einem Gottesdienst teilnehmen kannst ohne die Furcht verfolgt,bedroht,verhaftet,gefoltert oder getötet zu werden....
....bist du beschützter als 3 Milliarden anderer Menschen in dieser Welt.
Wenn deine Eltern noch leben und immer noch verheiratet sind...
....gehörst du zu den Seltenheiten,sogar in Deutschland.
Wenn du diese Zeilen lesen kannst...
....hast du gerade einen doppelten Segen erhalten,weil jemand sich die Mühe gemacht hat,diese Zeilen für dich zu schreiben und außerdem.........
......bist du gesegneter als als über 2 Milliarden Menschen in dieser Welt,die gar nicht lesen können."
 Vor einigen Wochen begann ich motiviert durch eine ermutigende Predigt von Bobby Schuller (Hour of Power) über Dankbarkeit mit einer einfachen Übung:
Ich schrieb mir ca. einmal in der Woche nur fünf Dinge auf, für die ich dankbar in meinem Leben bin. 

Das bedeutet sich in Ruhe hinzusetzen, nachzudenken, sein Tagebuch zu holen und dann fünf Dinge zu finden. Beim ersten Mal musste ich sechs Dinge aufschreiben, weil mir nach den ersten fünf Punkten so viele andere Dinge bewusst wurden für die ich dankbar sein kann - ich hatte Mühe mit dem Schreiben aufzuhören weil es mir einfach so gut tat!

Und dann fing ich an Gott täglich für diese Dinge in meinem Leben zu danken und mich möglichst oft daran zu erinnern, darüber nachzudenken und zu meditieren was mir alles im Leben geschenkt ist.
Ich war sehr froh darüber nicht wie die Flüchtlinge auf der Balkanroute in der Kälte und im Regen zu frieren und schlimme Entbehrungen zu leiden sondern ein Dach über dem Kopf zu haben, eine warme Wohnung, Kleidung und gutes Essen im Übermaß. Ich wurde froh über meine warme Dusche, fließend Wasser und eine Toilette mit Wasserspülung, Kaffe und Tee, Geld auf dem Konto, ein Auto, ein tolles Fahrrad... und vieles Andere mehr.
Ich kann nur sagen: Mein Glückslevel fing an zu steigen! Es tat meiner Seele sehr gut.
Ein dankbarer Mensch kann nicht unglücklich sein - da ist einfach kein Raum mehr dafür. 

Ich habe mir vorgenommen dieses Betrachten der Geschenke in Meinem Leben zu kultivieren und ständig darin zu leben. Weg vom Betrachten all der vielen negativen Dinge die mich nur runterziehen!
Es ist sicher nicht so leicht z.B. wenn man eine Grippe bekommt oder einen wie aus dem Nichts eine Angstattacke überrollt. Aber ich kann trotzdem immer wieder ruhig werden, mich besinnen und auf die Gründe für Dankbarkeit fokussieren. Dankbarkeit ist auch eine Entscheidung!

Manche Menschen danken ja z.B. der "Mutter Erde" für alles Mögliche - ich persönlich finde es schwierig so etwas zu tun - denn ich glaube nicht daß "Mutter Erde" mir wirklich zuhören kann!
Es ist leichter einem wirklichen Gegenüber zu danken, nicht einfach nur so wie in die Luft hinein.
Mir hilft es dem Schöpfer - Gott - zu danken, weil er für mich ein echtes Gegenüber ist, ich glaube daß er existiert und mir zuhört, daß er lebt und uns Menschen liebt. Er will ein guter Vater für uns sein. Ja manchmal habe ich auch Zweifel an Gott, daß ist menschlich. Aber viel mehr Zweifel habe ich daran daß es keinen Gott gibt und alles nur zufällig existiert :-)
Psalm50,22 Begreift es doch, die ihr Gott vergesset,damit ich nicht hinraffe, und kein Retter ist da! Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes
Das Heil Gottes - welch eine wunderbare Aussage. Heil bedeutet Rettung, Hilfe, Trost und sogar körperliche und seelische Heilung, Ganzsein und Wohlergehen.
Und dieses Heil wünsche ich DIR lieber Leser von ganzem Herzen!



>> Lesen Sie auch: Dankbarkeit schützt das Herz
>> Auf YoutubeDas passende Danklied von mir :-)

6 Kommentare:

Sec hat gesagt…

Sehr lesenswert!

Don Ralfo hat gesagt…

Danke :-)

Anonym hat gesagt…

Der gläubige Prof. Wilder-Smith stellt in einem Buch die Frage: "Warum läßt Gott es zu?" Ein Christ, der lange Zeit psychische Probleme nicht überwindet, stellt sich zwangsläufig die selbe Frage: "Warum wird es nicht besser, warum ich, warum - oh Gott..." Diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten. Bei Hiob wissen geübte Bibelleser, warum er lange Zeit nicht aus extremsten Schwierigkeiten und Krankheiten befreit wurde. Gott ließ es zu, Hiob vertraute Gott - und besiegte die teuflischen Anläufe. Letztlich hat Gott uns in seinem Wort eine Verheißung gegeben: "und Gott ist treu: er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen hinaus versucht werdet, sondern wird zugleich mit der Versuchung auch einen solchen Ausgang schaffen, dass ihr sie bestehen könnt." (1. Kor. 10, 13 / Mengebibel)

So habe ich es selber mit Gott erlebt Matthias Sesselmann

Anonym hat gesagt…

Dankbarkeit trotz Traurigkeit? Vor lauter Not und Bedrängnis vergisst man oft, Gott dankbar zu sein. Wir leben in diesem jetzigen, gefallenem Zustand nicht im "Schauen" - sondern im Glauben, der Geist Gottes ist uns als "Unterpfand" auf das zukünftige Leben mit Gott gegeben. Hier im "Leiden" möchte sogar Apostel Paulus "aus dem Leibe auswandern" - um beim Herrn zu sein. Doch wegen der großen Aufgabe im Reiche Gottes bleibt er hier, um für andere Menschen da zu sein. Wir könnten hier ja auch gar nicht so einfach weg. Und wollen wir uns in der Ewigkeit fragen lassen, warum wir nicht bereit waren, mitzuwirken und unser "Talent" vergraben haben? Wenn wir Gott dankbar sind und seine Nähe suchen, dann werden wir seinen Frieden und seine Kraft zur Bewältigung aller Anliegen erhalten. Jesus starb nicht nur am Kreuz für unsere Schuld, er starb auch für unsere Krankheiten und Gebundenheiten. Ein Grund mehr, Gott dankbar zu sein!

Matthias Sesselmann

Anonym hat gesagt…

Ich hatte selbst jahrelang Depressionen. Ich kenne sie also sehr gut.
Mir hat das Danken und das "Freuen" trotz negativer Befindlichkeit, neben der Erkenntnis der Wahrheit aus ihr allmählich völlig herausgeholfen. Angemerkt sei, dass ich weder ärztliche noch medikamentöse Hilfe in Anspruch nahm.
Ach ja, das ist u.a. ein Ergebnis meiner christlichen Therapie:
https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/07/21/himmel-und-hoelle/

Don Ralfo hat gesagt…

Prima! Danke für den Kommentar. :-)