Dienstag, 7. Januar 2014

Meine Depression heißt jetzt "Kalle"

In der psychosomatischen Tagesklinik wurde den "Angstpatienten" empfohlen seiner Angst einen Namen zu geben - das würde helfen einen gewissen Abstand von den Symptomen zu bekommen und sie objektiver zu betrachten. So habe ich es jedenfalls in Erinnerung.

So taufte ich meine Angst auf den Namen Polymorph, denn sie ist ein merkwürdiges formloses Wesen daß viele Gestalten annehmen kann. Und weil sie sich oft gut maskiert erkenne ich sie manchmal erst sehr spät.
Der Name hat mir tatsächlich geholfen sie schneller zu erkennen und besser mit ihr umzugehen.
Wenn halt mal wieder der "alte Polymorph" daherkommt weiß ich schneller, daß es sich um keine reale Bedrohung handelt sondern nur um meine Angst, die kommt und auch wieder geht.
Denn ein großes Problem war immer wieder daß ich felsenfest davon überzeugt war hier würde gerade eine echte Bedrohung z.B. für meine Gesundheit daherkommen und nicht die relativ harmlose Angst, die nur ein doofes Gefühl macht aber ansonsten nicht weiter schadet.


Mein Ambulanter Therapeut hatte gestern den Vorschlag meiner Depression ebenfalls einen Namen zu verpassen. Während er noch sprach kam mir sofort der Name "Kalle" in den Sinn.
Bauchgefühl welches den Verstand umgeht ist mir generell eine große Hilfe - denn die Probleme entstehen meistens hauptsächlich in meinem Kopf!

Auf die Frage meines Therapeuten was ich denn mit dem Namen verbinden würde hatte ich sofort einige Antworten parat die mir schnell klar machten daß der Name nicht aus purem Zufall in meinem "Bauch" entsprungen war.
Kalle hieß mein älterer Bruder, welcher auch an Depressionen erkrankt war und deshalb mit ca. 50 Jahren in Pension gehen musste.
Er bedeutet auch soviel wie "Familie", denn unsere ganze Familie ist von der Krankheit mehr oder weniger betroffen. Zuerst wurde es bei meiner Mutter sichtbar, später auch bei anderen  nachfolgenden Familienmitgliedern der nächsten und übernächsten Generation.
Mir wurden schnell auch krankheitsfördernde Einflüsse durch meinen Bruder Kalle bewusst, die ich bis dato gar nicht in Erwägung gezogen hatte. Niemals darüber nachgedacht!
War schon eine interessante Therapiestunde! 
Und ich möchte Kalle nun auch nicht mehr ganz so nah an mich heranlassen wie es ansonsten üblich war. Ich möchte mehr Abstand gewinnen.



1 Kommentar:

Klaus Peters hat gesagt…

Interessanter Artikel! Hab ich gerne gelesen, ich finde allgemein deine Gedanken und Verabeitung interessant! Mach weiter so!